Fühlst du dich manchmal als ob du und dein Partner in zwei verschiedenen Welten wohnt?
Hihi, tut ihr ja auch.
Jeder nimmt die Welt anders wahr und so wie Paul Watzlawick schon gesagt hat:
„Das einzige, was wir erreichen können sind nützliche Missverständnisse.“
Wir können die Welt des Gegenübers nie genau verstehen, nur in die Nähe von dem kommen, was er_sie meint. Mit dieser Übung können wir achtsam mit einem Fuß die Welt des anderen betreten.
Wir praktizieren diese Übung schon seit 7 Jahren und ich kann sagen, sie hat das Verständnis über mich und über meine Partnerin in vielerlei Hinsicht vertieft. In vielen Beziehungen ist es nach Jahren so, dass der Hauptteil der Kommunikation nur noch zur Alltagsbewältigung dient.
Sätze wie: „Hast du das Klopapier gekauft? “ stellen eine „normale Kommunikation“ dar.
Unsere heutige Zeit beansprucht uns auch vielseitig: Arbeit, Kinder, Haushalt, etc. Oft kommen wichtige Sachen zu kurz.
Ich freue mich wahnsinnig, euch diese Methode vorstellen zu dürfen, die uns gegenseitiges Verständnis gebracht hat und durch Höhen und Tiefen begleitet hat.
Mit dieser Methode lerne ich meine Partnerin jeden Sonntag wieder ein bisschen näher kennen und mich gleich dazu 🙂
Mir fällt es leichter, ihre Sicht auf die Welt wahrzunehmen und zu erkennen, dass meine Wahrheit nicht immer die allgemeine Wahrheit ist.
Ich hoffe, dass sie euer Leben so bereichernd unterstützt wie unseres. Diese Übung nennen wir:
O.H.R.
„Offene Herzens Rede“ habe ich sie vor sieben Jahren genannt. Ich bin beim Lesen über das Zwiegespräch von Möller, einem bekannten Paartherapeuten, gestoßen. Vom Konzept war ich sehr angetan, vom Namen weniger – so wurde aus dem Zwiegespräch: „O.H.R.“
Wie funktioniert O.H.R. ?

s
Hier nochmal in Textform:
fixe Zeit
O.H.R. dauert 90 min. Nicht länger nicht kürzer.
fester Ablauf
Gleicher Platz, gleiche Uhrzeit, dass unterstützt euch enorm die Übung zum Ritual werden zu lassen. Organisiert Kinderbetreuung, schaltet Fernseher und Handys aus und los geht die Reise.
fester Wechsel
Nach 15 min wird gewechselt. Bitte keine Verständnis Fragen. Der_die Zuhörende versucht einfach neutral zuzuhören. Tipp: Begib dich in einen Zustand, wo du dir vorstellst, dass du kein genaues Bild von deinem_r Partner_in hast und einfach offen bist, diesen Menschen, der dir gegenüber sitzt, kennenzulernen.
festes Thema
Das Tehma ist immer das Selbe: es geht um dich, dein Erleben, deine Innenwelt, Was dich beweget..
Tipp: Fange Sätze so an: Zurzeit beschäftigt mich gerade… oder: Ich denke gerade viel über…nach. Oder: Mir ist letztens etwas Lustiges passiert...
Das ist gar nicht so einfach…
Vielleicht ist es manchmal auch einfach still und ihr wisst nicht, was ihr euch sagen sollt. Auch Ok, verbringt die Zeit in Stille und kommuniziert vielleicht, wie es euch in dieser Stille geht und wie ihr euch fühlt.
Wenn der andere die Situation dazu ausnützt, euch zu beschuldigen, könnt ihr ihm höflich sagen „bleib bitte bei dir,“ nicht mehr dazu sagen.
Es erfordert viel Mut sich in so einen Dialog einzulassen. Doch die Tiefe, die ihr damit gewinnen könnt, ist es wert. Falls du noch eine Möglichkeit suchst dich emotional für deinen Partner zu öffnen, kannst du diesen Artikel lesen.
Wie sind deine Erfahrungen mit O.H.R.? Was war leicht? Was hat du gelernt, was du hier mit anderen teilen möchtest? Schreibe es einfach in die Kommentare:
Lieber Ben! Vielen Dank für diesen super spannenden und sehr persönlichen Beitrag. Ich bewundere euch ja schon lange (heimlich :)) dafür, dass ihr diese Methode anwendet – finde ich wirklich toll und eine ganz wunderschöne Sache zwischen 2 Menschen. Ich hab allerdings eine Rückfrage dazu: nach der ersten Runde jeder 1x15min geht es einfach wieder weiter, also A hat dann weitere 15min, dann wieder B, etc.? Und nie gibt es Rückfragen/Verständnisfragen sondern es wird immer nur zugehört und dann wieder gewechselt, hab ich das richtig verstanden? Ich nehme an ihr reagiert dann aber in euren 2.ten bzw. 3.ten 15min schon auf das was euer Gegenüber zuvor gesagt hat?
Liebe Nicole,
Vielen lieben Dank für deinen Beitrag und deiner Frage. Wir haben das mit den Rückfragen und wiederholen was der andere gesagt hat 5 Jahre praktiziert. Jetzt machen wir das so wie du es richtig erkannt hast, einfach nach 15 Minuten wechseln bis eineinhalb Stunden vorbei sind (wie benutzen zum stoppen Insight-Timer). Was ich spannend finde: Wenn ich es nicht wiederholen muss was der andere gesagt hat, dann verlässt das Gespräch irgendwann die rein rationale Ebene (aber du hast doch gesagt… aber das war doch so.. aber das VERSTEH ich nicht..) und wechselt zu einer emotionalen Ebene. Das entlasstet und ich bin eher bereit mich selbst und mein Gegenüber so anzunehmehn wie es ist. Es ist nicht immer einfach, dafür eine große Reise nach innen und das lässt die Beziehungen tiefer werden. Zu deiner zweiten Frage: Ich kann auf das eingehen was mein Gegenüber sagt, muss es aber nicht zwangsläugig. Oft will ich durch das Nachfragen etwas intellektuel begreifen und das spannende ist das das eher den Kontakt unterbricht als das es ihn fördert. Mir hilft dabei mich selbst vorher zu fragen was meine Absicht ist und mir den Menschen so vorzustellen als würde er mir etwas zum ersten Mal erzählen. So betrete ich sanft die Welt meines Gegenüber ohne meine Vortsellungen drüber zu kippen. Echtes Zuhören entsteht. So kann ich meine Partnerin immer wieder neu entdecken;) Wir werden diese Übung auch auf unserem Yogaurlaub im Juni durchführen: http://www.artsofyoga.at/event/paar-yoga-ws/
Ganz liebe Grüße
Ben